Was bedeutet Spiritualität?

Der Begriff Spiritualität kommt vom lateinischen 'spiritus' und kann mit „Hauch“ oder auch „Geist“ übersetzt werden. Eine allgemeingültige Begriffsdefinition für Spiritualität ist nur vage möglich, denn der Grundgedanke von Spiritualität kann für jeden Menschen verschieden ausgelegt werden.
Hinter diesem Konzept steckt der Glaube an eine geistige, nicht-materielle Ebene. Anhänger gehen davon aus, dass eine höhere Wirklichkeit existiert, die allem innewohnt.
Spiritualität kann etwas mit einer bestimmten religiösen Richtung zu tun haben, das muss aber nicht sein. Es ist eine Lebensanschauung, die sich mit dem Streben nach einem höheren Sinn beschäftigt.
Welche Rolle spielt unser Körper für unsere Spiritualität?
Unser Körper ist unser Fundament, unser Anfang, mit ihm bewegen wir uns durch die Welt, erleben die Realität durch und mit ihm, unser Körper ist also unsere Basis hier auf der Erde. Alle Empfindungen und Erfahrungen erlebst du dort und verarbeitest sie dort. Wenn du dich nicht mit deinem Körper verbunden fühlst, hast du keinen Zugang zu diesen wichtigen Informationen.
In meiner Praxisarbeit erlebe ich es immer wieder, dass viele spirituelle Menschen sich im eigenen Körper verloren fühlen und oft sogar Angst davor haben, ganz in ihm anzukommen. Manchmal werden Körperempfindungen oder Gefühle abgewertet oder als bedrohlich empfunden. Stattdessen sind diese Menschen sehr darauf fokussiert einen Zugang zur geistigen Welt zu finden, die Verbindung zum eigenen Körper wird dabei ausgeblendet und verloren. Sie versuchen durch Meditation oder andere spirituelle Praktiken den Körper zu verlassen, um Erleuchtung zu finden. Aber was wirklich heilsam wäre, ist die Fähigkeit, vollständig im Hier und Jetzt zu sein – und dafür brauchen wir unseren Körper.
Aus meiner Sicht findet sich allerdings genau hier der Schlüssel zu einer wirklich tiefen und authentischen spirituellen Praxis: Du darfst zuerst lernen, dich zu verkörpern, deinen Körper gut zu spüren, wahrzunehmen mit allem, was er ist, bevor du dich sicher und bewusst mit der geistigen Welt verbinden kannst.
Hilfreich ist das Bild eines Hauses: unser Körper ist unser Fundament, wenn dieses wackelt bricht das gesamte Haus, egal wie hoch es ist, zusammen. So dient dein Körper dir als Basis für deine spirituellen Erfahrungen und Erkenntnisse, dort verarbeitest du sie und integrierst sie in dein Leben.
Es geht darum, präsent zu sein, das bedeutet ganz im Augenblick – nicht nur geistig, sondern auch körperlich. Da wir viel im Verstand sind, ist das für uns herausfordernd und vielleicht schon die erste spirituelle Übung ; ) Durch deine bewusste Verkörperung entwickelst du eine tiefe Stabilität und auch Anpassungsfähigkeit. So ist es dir möglich, dich mit der geistigen Welt zu verbinden, ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren. Du wirst merken, dass du weniger anfällig für emotionale Turbulenzen bist und deine spirituellen Erfahrungen klarer und kraftvoller werden.
Also bevor du dich für die kosmischen Weiten der geistigen Welt öffnest, verankere dich mit deinem Körper, fühle dich mit ihm wohl und spüre deine Gefühle. Bleibe klar und präsent, selbst wenn intensive oder unangenehme Emotionen auftauchen, nimm wahr, bewerte nicht, spüre, beobachte. Gefühle kommen und gehen, ein Teil von dir beobachtet dies stets. Gelingt es dir deine Gefühle zu erleben, sie als wertvolle Informationen zu empfinden, dankbar für sie zu sein, dann wird meist deine spirituelle Praxis wie von selbst an Intensität gewinnen. Du erlebst dich dann als tief verwurzelt und gleichzeitig voll Leichtigkeit.
Welche Methoden gibt es, um einen guten Zugang zum Körper zu finden?
Als erstes: Zeit!! Damit meine ich schenke deinem Körper in deinem Alltag Zeit. Sei es durch Körperpflege, ruhige Nahrungsaufnahme oder Bewegung. Und nimm all das bewusst wahr, das kann ein erster Schritt zum Fühlen sein.
Übe dich in deiner Körperwahrnehmung. Ziel davon ist es, Geist und Körper in einen Zustand der Entspannung zu bringen und die Bedürfnisse und Signale des Körpers zu erkennen.Durch Körperwahrnehmung entsteht ein Körperbewusstsein. Das Körperbewusstsein ist eine Voraussetzung für dein Selbstbewusstsein. Zur Körperwahrnehmung zählen auch die Einschätzung deines eigenen Körpers und das bewusste Wahrnehmen deines Körpers über alle Sinne.
Um den eigenen Körper wahrzunehmen sind drei sensorische Sinne besonders wichtig: die Tiefensensibilität, der Muskelsinn und der Gleichgewichtssinn [1]. Während die Tiefensensibilität für die Kontrolle der Haltung und Bewegung zuständig ist, steuert dein Muskelsinn die Bewegung der Muskeln, Gelenke und Sehnen. Durch den Gleichgewichtssinn werden Bewegungen im Raum koordiniert. Für Kinder und Erwachsene gibt es gezielte Übungen, die Körperwahrnehmung zu fördern.
Spannend, oder? In meinem ersten Beruf bin ich Physiotherapeutin, deshalb weiß ich der Körper und Bewegung ist der Anfang von allem :)
Folgende Methoden empfehle ich dir, um deinen Körper besser wahrzunehmen:
Feldenkrais, breathwork, Massagearbeit nach Gerda Boyesen, Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Bodyscan, Achtsamkeitsübungen.
Probiere dich aus, sei neugierig und offen für neue Erfahrungen, nicht jede Methode wird dir gefallen, egal, die Auswahl ist groß, viel Freude dabei! Wenn du dabei Unterstützung brauchst, melde dich gern, ich kenne viele Wege zur Körperwahrnehmung!
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